Äthiopien ist mit einem Einkommen um $ 270.000.000 im Jahr 2007 Afrikas größter Exporteur von Arabica-Kaffee. Kleine private Kaffeeplantagen produzieren etwa 90% des Landeskaffees, während die großen staatseigenen Plantagen den Rest beisteuern. Die gesamte Fläche des Kaffeeanbaus ist schwer zu bestimmen, weil die Parzellen zersplittert und mit anderen Kulturen durchsetzt sind. Es wird geschätzt, dass Äthiopien über 320.000 Hektar Kaffeebäume hat. Die jährliche Produktion reicht von 200.000 bis 250.000 Tonnen, je nach Wetter und Preisen. Über 35% der gesamten Produktion wird lokal konsumiert. Die äthiopische Regierung engagiert sich für die Förderung privater Investitionen in der Kaffee-Industrie und erhofft sich dadurch eine Expansion der Plantagen und eine verbesserte Qualität und Produktivität.
Von den Beeren zu den Bohnen
Sobald sich die Kaffeekirschen hellrot färben auf den Bäumen, müssen die Landwirte die Kaffeekirschen innerhalb von zwei Tagen einholen, damit sie nicht austrocknen. Einmal gepflückt haben die Landwirte 12 Stunden Zeit, um die Kirschen zum Entpulpen zu bringen. Die Bauern in entlegenen Dörfern weit von einer Waschanlage entfernt müssen die Bohnen selbst trocknen, die Hülle entfernen und den Pergamentkaffee auf den Markt bringen. Die Landwirte in der Nähe von Eisenbahnstrecken geben die Kirschen jedoch lieber zum Waschen, um von den höheren Preisen für "gewaschenen" Kaffee zu profitieren. In der Waschanlage werden die Beeren für 72 Stunden in Wasser eingeweicht. Nach dem Entpulpen gelangen die Bohnen zum Trocknen. Die Beeren werden nun sechs Tage lange an die Sonne gelegt und zwar jeweils nur von Sonnenaufgang bis 11:00 und von 15:00 bis Sonnenuntergang, um intensives Sonnenlicht zu vermeiden. Nach dem Aussortieren der zerbrochenen und verschmutzten Bohnen werden sie verpackt und mit Lkw's nach Addis Abeba zum Verkauf in den täglichen Kaffee-Auktionen gebracht. Viele neue Kaffee-Waschstationen sind an den Strassen um Jimma herum entstanden, wo das traditionelle Zentrum der äthiopischen Kaffee-Industrie liegt. Doch viel der Wasch-Stationen sind nicht ausgelastet. Der Wettbewerb unter den Waschstationen ist so intensiv, dass Manager höhere Preise für die Kirschen zahlen und diese direkt aus den Dörfern abholen lassen. Damit ersparen sich die Landwirte die Mühe und Kosten des Transports. Der Preis der Kirschen kann sich so in manchen Jahren verdoppeln. Während der Erntezeit, arbeiten die involvierten Leute zwei ganze Monate lang ohne freien Tag oder Ferien. Jede Station kann dabei bis zu 10 Tonnen Beeren pro Tag verarbeiten.
Kaffee-Auktionen
Alle exportierten Kaffees, gewaschen oder an der Sonne getrocknet, gehen entweder nach Addis Abeba oder nach Dire Dawa zur Versteigerung an die Exportunternehmen. Dire Dawa dient als Auktions-und Export-Zentrum für die an der Sonne getrocknete Harar-Sorte der Region. Zwanzig Schüsseln mit mehreren Kilogramm Kaffee pro Sorte werden ausgestellt und mit Informationen über Herkunft (vor allem, ob Flachland oder Hochland) versehen. Die Versteigerung wird dabei von der Regierung Äthiopiaa durchgeführt.
Genossenschaften
Es gibt in der Jimma-Region verschiedene Kaffee-Kooperativen. Mitglieder bündeln ihre Ressourcen, um Verbrauchsmaterial und Hilfsmittel wie Dünger zu kaufen. Ein paar Genossenschaften haben Pläne, Waschstationen für ihre Mitglieder zu bauen, um so höhere Preise für die Kaffeebohne zu erzielen. Die Genossenschaften können auch Geld für die medizinische Verorgung leihen.
Förderung von Bio-Kaffee
Das Landwirtschaftsministerium ermutigt Landwirte, organischen (biologischen) Kaffee zu bewirtschaften und fördert die höhere Qualität auf dem Weltmarkt. Die meisten äthiopischen Kaffees sind organisch gewachsen, d.h. ohne den Einsatz von Pestiziden. Düngemittel und sogar gelegentlich Fungizid werden jedoch schon verwendet. Darüber hinaus werden keine Enzyme bei der Verarbeitung verwendet. Kaffee in Äthiopien ist der wichtigste Wirtschaftszweig. Auf sie entfallen mehr als 60% der äthiopischen Exporteinnahmen und stellt die Haupteinnahmequelle für viele Tausende von Kleinbauern dar. Kaffee hat eine lange Geschichte und ist in Äthiopien ein wichtiger Bestandteil der Kultur und der Gesellschaft. Äthiopien hat das Ziel, ihre grossartigen Kaffeesorten mit möglichst vielen Menschen der Welt zu teilen.
Übersicht zu den wichtigsten Sorten
[2]Äthiopien ist die Urheimat des Rohkaffees. Seine Kaffees sind von einer einzigartigen Vielfalt und Unverwechselbarkeit. Die wichtigsten Anbaugebiete heißen Gimbi, Harrar, Limu, Yirgacheffe und Sidamo. Wie in Afrika üblich, werden die Rohkaffeebohnen sowohl trocken (Osten) als auch naß (Westen) aufbereitet. Die Rohkaffeebohnen sind meist klein bis mittelgroß, tiefgrün-bläulich bis grüngelblich gefärbt und haben eine rauhe Oberfläche. In der Region Harrar werden die Kaffeekirschen zum Trocknen in die Sonne gelegt; gelegentlich bleiben sie sogar am Strauch bzw. Baum, bis sie von der Sonne verdorrt sind. Wider Erwarten ist eine aus solchen Kaffee- Bohnen gebraute Tasse ein Erlebnis: relativ leichter Körper, fruchtige, vielschichtige Süße, mit einer unglaublichen Aromenvielfalt, begleitet von einem eigentümlichen Nachgeschmack beim Abgang. Ungewaschener Rohkaffee aus den Regionen Gimbi und Sidamo sind etwas leichter und rauher im Geschmack. Gewaschener Rohkaffee aus dem Yirgacheffe-Gebiet gehören zu den Königen der Kaffeewelt: leichter bis mittelschwerer Körper, überbordende florale Aromen mit Zitrus-Anteilen, bei gut ausbalancierter Säure. Gewaschene Rohkaffeebohnen aus dem Limo, Sidamo oder Jimma sind ähnlich, aber nicht ganz so fein wie die aus dem Yirgacheffe.
Zusammenhang zwischen dem Charakter der Sorte und der Bezeichnung
[3]Die aethiopischen Kaffees werden nach folgenden Charakteren eingeteilt: Sidamo = süss; Yirga Cheffe = blumig, würzig; Limu = weinig; Lekempti = fruchtig; Harar = echter Mokka; Eine Sonderstellung nimmt der Jimma (Jima, Djimmah) ein, der sich besonders auf Grund seiner Varietätenvielfalt nicht eindeutig charakterisieren lässt. Jeder für die Auktion bzw. Für den Export bestimmte Kaffee wird vom staatlichen Verkostungszentrum im Rahmen der Qualitätskontrollen seiner Charaktere (z.B. Sidamo = süss; Yirga Cheffe = blumig, würzig) zugewiesen. Diese Einteilung wird unabhaengig von der Herkunft des Kaffees getroffen. Entscheidend für die Bezeichnung eines Kaffees ist also nicht das Anbaugebiet, sondern der Charakter des Kaffees!!! Die verwaltungspolitischen Grenzen sind also nicht identisch mit den Grenzen der Kaffee-Charaktere! So wird z.B. der Kaffee aus Wanago, einem Distrikt der Gedeo-Zone, in der der berühmte Yirga Cheffe (benannt nach dem Distrikt Yirga Cheffe) produziert wird, auf Grund seines je nach Lage unterschiedlichen Charakters entweder dem Yirga Cheffe oder dem Sidamo (benannt nach der ehemaligen Provinz Sidamo) zugeordnet.
Klassifizierung der Sorten
[4]Die Top-Qualitäten des Rohkaffees werden für gewaschene Sorten als Grade 1 (0-3 Defekte) und Grade 2 (4-12 Defekte) oder Grade 3 angegeben. Die besten sonnengetrocknete Sorten des Ostens erhalten Grade 4 und 5. Es wird gemunkelt, dass die Sorten manchmal willkürlich tiefer eingestuft werden, um die Verzollungskosten tiefer zu halten.